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Rezension: Das große Sansibar Buch

 62 Originalrezepte vom Inselkoch Herbert Seckler

Autoren dieses schönen Kochbuches und Reisebildbandes sind Herbert Seckler, der im Alter  von 22 Jahren  1974 nach Sylt kam und dort der legendäre Besitzer des "Sansibar" wurde,  sowie  seine langjährige gute Freundin, die Journalistin Inga Griese. Die traumhaften Fotos von der Insel hat der Fotograf  Marc Rehbeck realisiert. Neben den  vielen  außergewöhnlichen Fotos hat man Gelegenheit, sich zahlreicher Aquarelle  von Herta M.Lehment zu erfreuen und kann zudem eine witzige Zeichung von Wolfgang Joop bewundern, die er Herbert Seckler gewidmet hat.

Nachdem ich mich zunächst sehr lange in die künstlerisch hochwertigen Fotos der Insel vertiefte,  erhielt ich eine Idee von Sylt, wie es zu den Zeiten  ausgeschaut haben mag, als noch keine Touristenströme im Sommer die ihr innewohnende Stille störten.

Inge Griese berichtet  von Herbert Secklers Inseljahren, seinen schwierigen Anfangszeit, von dem Inselleben in den 70er Jahren, den Prominenten, die sich schon damals dort trafen. Kampen soll in jenen Tagen zum berühmtesten Dorf der Republik aufgestiegen sein. Maler, Bildhauer, Verleger, Industrielle, Chefredakteure, Schauspieler, Banker, Sänger , Politiker, Playboys, Regisseure,
Intendanten und Schriftsteller durften dort  Glück und Übermut ausleben. Das Bild der Reichen und der Schönen auf der Insel prägte für lange Zeit das Klischee von Sylt.

Man liest von dem Dorf Rantum, das 1493 erstmals urkundlich erwähnt wurde . Seit 1973 darf sich Rantum "Nordseebad" nennen. Hier auch nahm Secklers Erfolgsgeschichte seinen Anfang  und zwar mit dem kleinen Strandkiosk "Sansibar" in den Rantumer Dünen, der sich später zu einer Art "maritimen Skihüte" entwickelte. Der Kiosk hat damals Strandspaziergänger bedient. Im ersten Jahr setzte der Schwabe Herbert Seckler 80 0 00 DM um.

1979 lernte der Koch seine Frau Helga, eine Schauspielschülerin aus Tübingen kennen, die später Mutter seiner vier Kinder wurde. Sie wurde die  gute Fee an seiner Seite. Inga Griese gelingt es  die weitere Entwicklung Secklers sehr feinfühlig zu skizzieren. Fotos von ihm und seiner Frau  vermitteln einen guten Eindruck von den beiden bodenständigen Persönlichkeiten.

Herbert Secklers Kindheit und Jugend werden  in dem Bericht "Der kleine Herbert" seitens Griese näher betrachtet. Sein Weg war steinig und erforderte viel Durchhaltevermögen und Willen zum Erfolg. Ein wesentlicher Anteil  an seinem Erfolg hat neben seinem Können  offenbar auch sein auf Harmonie  ausgerichtetes Wesen, das  sich in der Atmosphäre des Sansibar spiegelt.

Freunde und Stammgäste haben  durch Wort und Bild persönliche Liebeserklärungen zum Buch beigesteuert. Fast poetisch muten die Sätze von Gunter Sachs an. Günther Netzer ist des Lobes voll und charakterisiert der Besitzer seiner geliebten "Sansibar" wie folgt: "Herbert hat eine offene Art, aber ist kein offenes Buch. Man muss den inneren Wall um ihn herum erst erobern. Aber wenn man das geschafft hat, ist man drin fürs Leben. Das ist ein gutes Gefühl. Herbert ist mein Freund, und wenn ich das "Sansibar" betrete, komme ich nach Hause", ( Zitat: Günter Netzer, S. 37). Schön zu lesen ist auch der Text von Angelika Jahr und der lyrische Beitrag von Udo Lindenberg.  Gefallen hat mir, dass Joachim Hunold nicht zu unterstreichen vergisst, dass Herbert Seckler sich sein Glück hart erarbeitet hat. Hunold schreibt weiter "Und weil er dabei auf dem Teppich geblieben ist, wird es wohl noch lange halten."

 Es folgen noch weitere Liebeserklärungen. Nicht alle möchte ich hier benennen, sondern nur das Ergebnis festhalten. Herbert Seckler  ist ein Mann, der sein Leben meistert,  weil er sich weder von Triumph noch Unglück nachhaltig beeindrucken lässt, sondern seinem Weg treu bleibt und den Menschen, die er liebt.

Das Buch enthält  mehrere  Dutzend Original-Rezepte Herbert Secklers. Diese sind untergliedert in: Vorspeisen, Hauptspeisen mit Fisch und Meeresfrüchten, Hauptspeisen mit Fleisch und Geflügel, Desserts , Getränke und Grundrezepte. Die Rezepte sind sehr gut gegliedert und bestens erklärt.

Hervorheben möchte ich bei den Vorspeisen die "Sülze vom Sylter Wattblickschwein", die man   natürlich mit einem anderen Bio-Schweinefleisch zuhause auch delikat zubereiten kann. Durch blanchierte Erbsen und Schnittlauchröllchen erhält die Sülze ein hübsches Aussehen. Lecker schmeckt das "Limonen-Kalbtatar mit Reibekuchen und Créme Fraiche. Das Limonen-Oliven-Öl  sollte man  m.E. nicht fertig kaufen.

Besonders gut gelungen ist das Rezept "Scampi-Spaghetti mit scharfer Tomatensauce". Es ist nicht kompliziert in der Zubereitung und erhält durch die Ofentomaten seinen letzten Pfiff.

Andächtig habe ich  das Rezept für "Hühnereintopf  mit viel drin" vorgestern gelesen und  gestern zur Freude meines Gatten zubereitet. Der Eierstich ist gut gelungen. Die Muskatnuss habe ich wohldosiert eingesetzt.  Für die Hackbällchen habe ich Kalbfleisch verwendet, weil ich fand, dass dies am besten mit der Hühnerbrust harmoniert. Seckler lässt  diesbezüglich offen, zu welchem Fleisch man greifen soll.

Sehr  gut auch ist das Rezept für "Scampipfanne Sansibar". Ich teile die Meinung Secklers, dass Butter bei diesem Gericht nicht fehlen darf, wenn es geschmacklich perfekt sein soll. Zum Niederknien finde ich das Rezept "Muscheltopf mit Gewürzsauce und Knoblauchbrot".  Die Mixtur für das Muschelgewürz ist spektakulär.  Die Wein-Sahne-Sauce  verleiht den Muscheln  den überirdisch feinen Geschmack, der mit einer normalen Weinsud nicht zu erzeugen ist.

Sehr raffiniert ist auch das Fisch-Rezept "Lofoten-Skrei mit altfriesischer Krabbensauce und Morsumer Kartoffeln".Es handelt sich bei dem Fisch übrigens um einen Winterkabeljau. Secklers Buttrezepte im Buch können nicht genug  gelobt werden und genial finde ich die Zusammenstellung "Gebratene Nordsee-Seezunge mit Schwäbischem Kartoffensalat".  Schade, dass ich nicht auf alle Fischgerichte näher eingehen kann. Hocherfreut bin ich, dass auch ein Rezept  für Filet vom Heilbutt dabei ist, da ich diesen Fisch sehr schätze.

Bei den Fleischspeisen  sagt mir "Rossini vom argentinischen Rind mit Spinat und Trüffelsauce" am meisten zu, allerdings  ist das Lammrückenrezept auch verlockend und die vielen anderen Fleischspeisen, die viel Bodenständigkeit dokumentieren.

Die Desserts  sind  geschmacklich vielschichtig, zum Teil ziemlich kalorienhaltig, aber sehr gut. in der Rezeptur. Ein schönes Sommerdessert ist der "Vanillenquark mit Knusperblätter und Beeren".

Dreimal musste ich hinschauen, um es zu glauben: Secklers Hausdressing  bei den Grundrezepten enthält Maggi-Würze.  Von einem schwäbischen Freund weiß ich, dass die Schwaben noch immer Maggi lieben und  mit dieser Würze unbefangen umgehen. Im Grunde spricht ja auch nichts dagegen, wenn das Dressingergebnis so lecker ist wie das von Herbert Seckler, oder?


Anbei das Rezept  Herbert Secklers für eine Erdbeerbowle:

250 g Erdbeeren
40 g Kristallzucker
300 ml guter, trockener , kalter Weißwein
100 ml kalter Erdbeerwein
300 ml kalter Prosecco
etwas frische Minze

Die Erdbeeren waschen, trocken zupfen, von den grünen Stielansätzen befreien und der Länge nach vierteln. Die Erdbeerviertel in eine Schüssel geben, mit dem Zucker bestreuen und etwa 30 Minuten im Kühlschrank ziehen lassen.

Der Weißwein und den Erdbeerwein über die Erbeeren geben und alles weitere 30 Minuten im Kühlschrank ziehen lassen.

4 große Weingläser je zur Hälfte mit Erdbeerbowle füllen und mit Prosecco auffüllen, jedes Glas mit einigen Minzeblättchen dekorieren und sofort servieren.

Ein  wahrlich gelungenes Buch. Empfehlenswert.

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