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Rezension: Zu Gast bei Monet- Rezepte aus Giverny- Florence Genter, Francis Hammond- Prestel-Verlag

Diese wunderschöne Publikation mit dem Titel "Zu Gast bei Monet" ist ein Mix aus kulinarischer Biographie, Kunstbuch und Kochbuch. Untergliedert ist das reich bebilderte Werk in die Kapitel: 

Tisch der Kindheit 
Frühstück im Grünen 
Der Zauber von Giverny 
Schlemmer und Feinschmecker 

Der französische Impressionist Claude Monet liebte genussreiche Tafelfreuden und fröhliche Geselligkeit. Dabei schätzte er sowohl im Familienkreis, im Landgasthof aber auch im vornehmen Restaurant einfache Speisen, die unter Beachtung bestimmter Kriterien sorgfältig zubereitet wurden. Monet stammte aus einer wohlhabenden Familie in der Normandie und bevorzugte es, sein ganzes Leben hindurch gut bürgerlich zu speisen. Ein großer Koch war er allerdings nicht. Das unterschied ihn von seinem Freund Alexandre Dumas, dessen Kochkunst Monet sehr liebte. 

Monet hielt sich immer wieder gerne an den Orten seiner Kindheit auf und schrieb an den Kunstkritiker Gustave Geffroy "Ich bleibe dem Meer treu, an dem ich aufgewachsen bin". Der Maler verknüpfte die landschaftlichen Schönheiten der Normandie mit kulinarischen Genüssen. 

80 Rezepte aus der Küche Monets lernt man kennen. Sie alle werden sehr gut beschrieben und man erhält zumeist auch einen visuellen Eindruck davon, erfährt zudem stets für wie viele Personen ein Gericht gedacht ist und wird über die Vor- und Zubereitungszeit informiert. 

Gemäldeabbildungen und alte Fotos bereichern neben den kulinarisch-biographischen Texten den Gesamteindruck. Man lernt u.a. Karikaturen von Monet kennen, auch ein Porträt des jungen Künstlers und im Rahmen der tollen Rezepte  so außergewöhnliche wie etwa "Austern mit Würstchen", ein Gericht aus der Gironde. 

Gezeigt wird im Anschluss ein Rezept für "Tarte tatin".  Claude Monets Gemälde "Apfelkuchen", lässt erahnen, wie sehr der Künstler diese Leckerei liebte. Zauberhaften Bildern  von den Lichtungen des Waldes von Fontainebleau und Erörterungen zu seinem Gemälde "Frühstück im Grünen" folgen erneut tolle Rezepte u.a. für eine delikate "Knoblauchsuppe" und  für schmackhafte Saucen und Fleischgerichte. 

"Muscheln mit Kräutersauce" und  "Fisch nach kreolischer Art" lohnt es ebenso zuzubereiten wie die "Jakobsmuscheln nach Florentiner Art", weil  die Gerichte sehr harmonisch gewürzt sind.

Spannend ist es, von Monets Anwesen und dem Alltag in Giverny zu lesen. Den Garten der Farben und der Düfte kennt man von seinen wunderbaren Gemälden und weiß nun, was mit den dort wachsenden Kräutern in der Küche geschehen ist. Auch die Heckenrosen auf seiner "Pistazientorte" wurden dort einst gepflückt und die Früchte für den "Pfirsichauflauf" stammten gewiss auch von dort. Kleine essbare Kunstwerke, die den Maler bestimmt erfreuten.....

Man liest von Geschenken zwischen den Genießern. Seinem Freund Caillebotte schickte Monet Pflaumen aus seinem Obstgarten und bekam dafür Körbe mit Flusskrebsen.

Immer wieder begeistern die alten Schwarzweißfotos und die schönen Gemäldeablichtungen, in denen Grün in allen Schattierungen vorkommt. 

Die Pfanne mit den gebratenen Pfifferlingen überzeugt ebenso wie die Rezept für "Coq au vin" und der "Rehbraten mit Hagebuttensauce". Ein Hingucker zum Schluss ist die Aprikosen-Charlotte mit orangefarbenen Rosen dekoriert. 

Dieses Buch besticht durch seine Vielseitigkeit, ist informativ und einfach schön. Um einen Künstler in der Tiefe zu verstehen, muss man wissen, wie er lebt oder gelebt hat  und was  er gerne isst bzw. aß. Die Liebe zur Natur, die sich in Monets Bildern spiegelt, war bei ihm allgegenwärtig. Das macht seine Kunst so glaubhaft.  

Für den Leser ist es natürlich auch spannend,  darüber nachzudenken, welche Weine zu den Gerichten passen. So etwa  zum "Rehbraten mit Hagebuttensauce"...  

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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