Dieses reich bebilderte, vegetarische Rezeptbuch mit 67 Rezepten von Spitzenköchen und Food-Journalisten informiert zunächst über die Botanischen Gärten von Kew/England. Im Mittelpunkt der Arbeiten dort steht der Kampf gegen Verlust von Artenvielfalt. Es geht vor allem um den Erhalt der genetischen Vielfalt. Zwischenzeitlich seien zwei von fünf Pflanzen vom Aussterben bedroht. Deshalb seien in der "Millennium Seed Bank" von Kew in Wakehurst mehr als 2,4 Milliarden Samen aus der ganzen Welt aufbewahrt, um ihr Erbgut für die Zukunft zu erhalten. In einer Zeit des Klimawandels und Artensterbens ist das Engagement von Kew wichtiger denn je. 2014 wurden in Kew auf dem Gelände der vormals königlichen Küchengärten ein neuer Küchengarten angelegt. Hier soll die Lücke zwischen Kew Forschung in den Bereichen Pflanzenvielfalt als auch Genetik und dem praktischen, täglichen Anbau unserer Lebensmittel geschlossen werden.
Die Rezepte, die dann folgen, sind in nachstehende Rubriken untergliedert:
Kräuter& Gewürze
Getreide und Hülsenfrüchte
Blattgemüse
Wurzeln, Kürbisse und Knollen
Pilze
Früchte & Nüsse
Jedem der Kapitel gehen allgemeine Erläuterungen zu den Themen, sprich warenkundliche Informationen, voraus, die es sich lohnt, genau zu studieren. Dann folgen die Rezepte. Dabei kann man zu fast 70 Mitwirkenden im Buch auf den letzten Seiten Näheres erfahren und sie mittels Foto visuell kennenlernen.
Die Rezepte sind alle sehr gut erklärt, die Zutaten übersichtlich aufgelistet und zu Beginn eines jeden Rezepts gibt es einen kleinen einstimmenden Text. Darüber hinaus darf man sich einer Reihe appetitanregender Fotos von den Rezeptergebnissen erfreuen. Wunderschöne Gartenimpressionen übrigens fehlen auch nicht.
Die Speisen sind allesamt sehr gut und ausgewogen gewürzt und bestechen durch Internationalität in den Geschmacksnoten. Vielfalt ist das Prinzip, was die Speisenpalette anbelangt. Genau mein Fall!
Jenny Chandler, eine in Bristol ansässige Food-Autorin und Kochlehrerin wartet mit einem Rezept für "Salat mit gerösteter Rote Beete, Carlin-Erbsen auf". Dieser Spätsommersalat ist als Hauptgericht gedacht und begeistert durch seine Zutaten.
Interessant auch ist ein Rezept von Sarit Packer und Itamar Srulovich, die in London ansässig sind. Sie stellen das Gericht vor: "Pikant gerösteter Kürbis mit Quitten und Datteln". Wie bei den meisten Gerichten begeistert hier die Aromavielfalt und das Gefühl geschmacklich weit weg in einem Phantasieland zu sein.
Besondern beeindruckt bin ich von dem Kapitel mit Pilzrezepten. Da gibt es beispielsweise ein Rezept von der burmesischen Starköchin Mimi Aye, das den Namen trägt: "Pfifferlingsalat nach Shan-Art: "Hmo thingan thoke". Dieses vegane Gericht verzichtet auf Geschmacksnoten, die es eindeutig als asiatisch outen könnten. Superlecker! Ideal jetzt in der Pfifferlingszeit!
Gefallen hat mir auch das nordindische Rezept von Roopa Gulati, das sie schlicht "Gemischte Pilze mit Tomaten und Kreuzkümmel" nennt. Die Aromen sind unverkennbar indisch und lassen die Pilze fast zur Nebensache werden, weil die Gewürze dem Gericht den eigentlichen Kick geben. Dazu indisches Brot und man fühlt sich ganz weit weg von zuhause, irgendwo dort, wo Mangobäume wachsen.
Diese Rezepte und viele andere verdeutlichen, dass vegetarische Rezepte alles andere als langweilig daherkommen müssen. Das Geheimnis sind die außergewöhnlichen Zutaten.
Maximal empfehlenswert
Helga König
Onlinebestellung: Gerstenberg oder überall im Handel erhältlich
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