Deutsche, die sich gerne in mediterranen Gebieten aufhalten und den Anschein von Weltläufigkeit erwecken möchten, rümpfen leicht die Nase bei dem Begriff "Deutsche Küche". Der Begriff wird mit Spießertum, mit 1950er Jahre, mit Mehlsaucen, Klößen, Schweinebraten, Sauerkraut und dicken Eintöpfen in Verbindung gebracht. Leider! "Deutsche Küche", so lehrt uns spätestens das Buch von Schuhbeck, kann überaus delikat, fein und aromenreich sein.
Der Sternekoch untergliedert die Rezepte in:
Vorspeisen und kleine Gerichte
Suppen und Eintöpfe
Fische und Meeresfrüchte
Fleisch
Geflügel und Wild
Süßes und Gebäck
Wer sich ein wenig auskennt in der deutschen Regionalküche, wird einzelne Speisen sofort einer bestimmten Region zuordnen können, allerdings verrät Schuhbeck die Herkunft der Rezepte ohnehin immer und lässt uns nicht lange rätseln.
Der Chiemgauer verfeinert die ursprünglichen Rezepte, macht sie leichter, auch aromenreicher, verleiht ihnen aufgrund seines Könnens und Fingerspitzengefühls den letzten Pfiff.
Die Gerichte sind sehr gut erklärt. Die Zutaten kann man in jedem guten Supermarkt erwerben. Zu vielen Gerichten gibt es einen hilfreichen Küchentipp, den man nicht überlesen sollte. Zahlreiche Gerichte sind auf Fotos zu sehen.
Was nun ist typisch deutsch? "Flammkuchen mit Speck und Tomaten"(aus Baden), "Heringssalat mit Rote-Birnen-Schmand" (aus Niedersachen), "Schneckenragout im Blätterteigpasteten" (aus Baden) als Vorspeise beispielsweise.
Bei Suppen möchte ich die "Festtagssuppe mit Maultaschen und Fädle" (aus Schwaben) hervorheben, auch den "Linseneintopf mit Würstchen" (ebenfalls aus Schwaben). Mit großer Neugierde habe ich mich in das Rezept für "Soljanka mit Schmand und Petersilie" (aus Sachsen) vertieft, das selbst die Sachsen bei diesen Zutaten gewiß begeistern wird, obschon es beinahe mediterran daherkommt. Lobend erwähnen möchte ich des Weiteren die "Fischsuppe mit Miesmuscheln und Kartoffeln" (aus Niedersachsen), die atemberaubende Aromen enthält und die problemlos als französisches Gericht durchgehen könnte.
Sehr leckere Fischgerichte erwarten den Leser, darunter "Matjes im Apfel-Curry-Rahm" (aus Schleswig-Holstein), "Krautwickerl aus Saibling und Zander mit Kartoffel-Safran-Sauce" (aus Bayern), das "Leipziger Allerei mit Krebssauce" (aus Sachsen), das nach meinem Dafürhalten das mit Abstand beste Gericht aus der "Deutschen Küche" ist. "Die Rheinischen Muscheln" werde ich im kommenden Monat wieder zubereiten. Es ist eines der besten Muschelrezepte, das ich besitze.
Fleischesser werden nicht nur vom "Düsseldorfer Senfrostbraten mit Kartoffel-Bohnen-Gemüse", sondern auch vom "Schwäbischen Rostbraten mit Kartoffel-Endivien-Püree" und von der "Rinderroulade mit Gemüse und Schinken" (aus dem Rheinland) angetan sein, aber sicher auch von den "Königsberger Klopsen mit Zitronen-Kapern-Sauce", die der Bayer fast besser zubereitet als einst die Ostpreußen. Das gibt zu denken:-))
Bei den Geflügelgerichten finde ich die "Fasanenbrust im Brotmantel mit Champagnerkraut"(aus der Pfalz) besonders überzeugend und bei den Wildgerichten den "Rosa gebratenen Rehrücken mit Birne und Kartoffelgratin" (aus Baden).
Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Sachsen besonders gute Süßspeisenrezepte kreieren. Die von Schuhbeck präsentierten "Quarkkeulchen mit Bratapfelmus" und die "Dresdner Eierschecke mit Rumrosinen" überzeugen.
Die "Welfenspeise mit Pistazien" aus Niedersachsen, genauer der Geschmack von Weinschaumcreme und Vanillencreme, ist absolut überirdisch, ganz und gar undeutsch, zumindest nach herkömmlichen Vorurteilen.
Empfehlenswert für alle, die gerne etwas Leckeres auf den Tisch bringen möchten und keine Scheu vor dem Begriff "Deutsche Küche" haben.
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