Dieses Kochbuch ist etwas ganz Außergewöhnliches, denn es beinhaltet Rezepte vom Dresdner Hof, neu interpretiert. Zubereitet sind sie von sächsischen Köchen und Patissiers. Herausgeber sind Wolfram Siebeck, Georg Schenk und Josef Matzerath, die gemeinsam ein aufschlussreiches Vorwort verfasst haben und dort begreifbar machen, worum es in diesem Buch geht. Hier liest man, dass das kulinarische Werk ein Votum dafür sei, eine kulinarische Tradition zur Kenntnis zu nehmen, ähnlich wie andere kulturelle Ausdrucksformen mit langer Vergangenheit. Erinnert wird in diesem Zusammenhang an Kunst, Musik oder auch Architektur.
Parallel zu diesem Band sind zwei andere in der Einleitung auch erwähnte Bücher erschienen, die sich als korrespondierende Teile eine Intervention in die Ernährungssituation der Gegenwart begreifen. Beabsichtigt wird hochwertige Nahrungsmittel aus handwerklicher Herstellung zu würdigen und für Speisen ohne künstliche Aromen und Zusatzstoffe aus industrieller Fertigung zu plädieren.
Josef Matzerath schreibt auf den letzten Seiten des Buches Wissenswertes zur Küche und Kochkunst des Dresdner Hofes um 1900. Die Rezepte von Ernst Max Pötzsch belegen, was damals ein junger begabter Koch in Dresden wissen musste. Die Dresdner Hofküche hatte ein eigenes Potential. Man kochte mit jahreszeitlichen Produkten, stellte den Eigengeschmack von Speisen in den Vordergrund und achtete darauf, dass die Gerichte ihrer Menüs sich nach Hauptzutat, Zubereitungsweise und Farbe unterschieden. Nicht uninteressant dabei war, dass der Preis eines Produktes nicht das Kriterium für Exklusivität verkörperte.
Das Kochbuch von Ernst Max Pötzsch mit dem Titel "Vollständige Herrschaftsküche des Kronprinzen von Sachsen" (Dresden 1898-1899) bildet die Grundlage des vorliegenden Werkes, in dem namhafte Köche und Patissiers aus Sachsen aus dem Hier und Heute nach den Rezepten von Pötzsch kochen und zwar neuzeitlich interpretiert. Die Menüs beinhalten alle vier Gänge, so wie dies einst bei Hofe in Dresden üblich war.
Wolfram Siebeck wartet vor dem bemerkenswerten Rezeptteil mit einer Einleitung auf, die sowohl inhaltlich als sprachlich ein Hochgenuss ist und sehr schön auf das was kommt, einstimmt.
Vorgestellt werden von Wolfram Siebeck folgende Köche und Patissiers: Dirk Schröer (Bülow Palais, Dresden), Olaf Kranz (Schmidt`s Restaurant, Dresden Hellerau), André Mühlfriedel (Restaurant im Ratskeller, Dohna), Till Weiss (Hotel Fürstenhof, Leipzig), Mirko Pfuhland (Restaurant Schloss Wackerbarth, Radebeul), Thomas Eichler (Konditorei Eichler, Burgstädt), Silvio Escher (Goldener Löwe, Meißen), Mario Pattis (Food& Beverage Consulting, Dresden), Stephan Miessner (Element DELI und Restaurant, Dresden), Paul Gildemeister (Swisshotel, Dresden), Ines Kuka (Charlotte K. Radebeul), Tino Gierig (Café Keutzkamm, Dresden), Eva Haubold (Dresdner Schokowerk, Dresden) André Tienelt (Restaurant Sendig, Hotel Elberesidenz, Bad Schandau), Detlef Schlegel (Stadtpfeiffer im Gewandhaus, Leipzig).
Alle Personen werden durch ein Foto optisch vorgestellt. Wolfram Siebeck schreibt dann jeweils eine Seite Wissenswertes zu den einzelnen kulinarisch Kreativen, auch wie sie mit der Aufgabe der Interpretation der alten Hofgerichte umgegangen sind. Das liest sich, wie bei Siebeck nicht anders als zu erwarten überaus kurzweilig und spannend.
Die königlichen Rezepte sind wunderbar erläutert und lassen sich sehr gut nachkochen. Gerade jetzt zu den bevorstehenden Festtagen finde ich diese Menüs ideal, aber nicht unkompliziert.
Ein gelungenes Buch, das nicht nur neugierig auf das Zubereiten der Speisen macht, sondern auch zum Reisen nach Sachsen motiviert, da man dort augenscheinlich vorzüglich speisen kann.
Sehr empfehlenswert.
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