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Rezension: Zu Gast an der Ostsee- Marianne von Waldenfels-Callwey





Autorin dieses reich bebilderten Buches ist die Journalistin Marianne von Waldenfels. Sie setzt den Schwerpunkt dieses Werkes auf kulinarische Genüsse an der Ostsee, berichtet von Restaurants und deren Betreiber, präsentiert Rezepte, die dort gekocht werden, aber sie schreibt auch über Wissenswertes zu der fokussierten Region. 

Dabei beginnt sie mit "Flensburg und der Flensburger Förde". Dies sei, wie sie schreibt, ein Paradies für Wassersportler und  besteche durch eine Vielzahl unterschiedlicher Strände, aber auch durch seine Wälder, Wiesen und Naturschutzgebiete. Man erhält wie in den dann folgenden vier Ostsee-Reisezielen sehr gute Geheimtipps. Alsdann werden im ersten Kapitel vier Restaurants vorgestellt und näher beschrieben. Neugierig machende Fotos von den Etablissements und dem  jeweiligen Chef (m/w) des Hauses, aber auch und vor allem von den Speisen, deren Rezepte im Buch nachzulesen sind, schenken einen guten Überblick, von dem, was einen  an der Ostsee erwartet. 

Dabei ist Nachkochen nicht unbedingt ein Spaziergang, speziell, wenn es sich um die Rezepte des 2 –Sterne-Kochs Dirk Luther in Glücksburg handelt. Die Arbeitsschritte werden genau erläutert und die Fülle an Zutaten ist überschaubar aufgeführt. 2 Gerichte darf man kennenlernen. Zum einen "Steinbutt an der Gräte gebraten mit Pfifferlingsjus, Kartoffeln und Blattspinat", zum anderen "Rosa gebratenes Lammkarree mit geschmortem jungen Kopfsalat und Ricotta-Gnocchi". Schon beim Lesen der Rezepte läuft einem das Wasser im Munde zusammen und wenn man einige Versuchsreihen hinter sich hat gebracht hat, ist man gewiss klüger und reist für einige Tage nach Glückburg, um zu erkennen, dass ein solcher Meister nicht vom Himmel fällt. 

Man erfährt wenig später, wo in Flensburg man das beste Fischbrötchen der Welt essen kann, erhält ein Rezept für eine köstliche Remoulade, deren Zutaten man herunterrechnen muss, denn die Angaben im Buch für die "Hausfrauensauce mit Dill, Gewürzgurken und Äpfel" beziehen sich auf 150 Personen. Keine Sorge, das ist eine Ausnahme in diesem Buch. Für 2 Personen ist das Rezept für "Matjes Hausfrauen Art" angedacht. Im Restaurant "Unewatt by Hendrik" in Langballig sorgen Radieschen für den letzten Kick in diesem Gericht. 

Im zweiten Kapitel "Von der Schlei bis zur Kieler Bucht" geht es zu Anfang ebenfalls los mit Geheimtipps und Wissenswertem. Hier wird natürlich auch auf "Haitabu" hingewiesen, zudem u.a. auf ein Café, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Sechs Restaurants werden fokussiert und jeweils auch Gerichte vorgestellt, so etwa der "Gasthof Alt Sieseby" in Thumby/Sieseby, der von Maria von Radow betrieben wird. Sie stellt u.a. das Rezept für eine Fischsuppe vor, das man als Gruß aus der echten Ostsee begreifen sollte. 

Bemerkenswert auch ist das "Kuhhaus Damp in Damp", das Alexander Graf Reventlow betreibt. Den Namen kennt man aus der Literatur. Gräfin Reventlow, eine Frau, die ihrer Zeit voraus war.  Die Geschichte des Anwesens geht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Das "deftige Krabbenbrot" dort überzeugt durch seine Zutaten, der "Erdbeerquark mit Kuvertüre" ebenso, speziell weil er mit wenig Zucker auskommt.

Kapitel 3 die "Holsteinische Schweiz und Lübecker Bucht" wird zunächst kurz porträtiert, dann werden gute "Geheimtipps und Wissenswertes" erteilt und 11 Speiselokale in dieser Region besprochen. Hervorheben möchte ich die "Bude 8" in Niendorf. Jens Häberle war u,a, Souschef in einem berühmten Sternelokal bevor er seinen Traum verwirklichte und eine Kult-Gourmetbude an der Küste eröffnete. Das Rezept für eine "Fischsuppe mit Knoblauchbaguette" überzeugt. 

Kapitel 4 dann umfasst die Gegend von Wismar bis Greifswald. Auch hier wieder wird wie in den vorangegangenen Kapiteln vorgegangen. 12 Lokalitäten mit tollen Rezepten warten diesmal auf die Leser. Besonders interessant finde ich "Albert & Emile" in der östlichen Altstadt von Rostock, dessen Gerichte vielsprechend zu sein scheinen. Spannend auch "Natürlich Büttners" in Greifswald. Die vorgestellten Gerichte "Ei Benedict mit Sauce Hollandaise" (das  ist ein Highlight für den Gaumen) und "Camembert mit Holundergelee" überzeugen gewiss jeden. 

Kapitel 5 schließlich "Die Inseln Rügen, Usedom und Hiddensee" wird in wenigen Sätzen gut porträtiert. "Das rote Haus" in Hiddensee wartet mit "Dorschkroketten mit Dilldipp" auf und überlistet damit den Zeitgeist. 

Alle Lokale im Buch sind es wert, besucht zu werden. Die Rezepte zeigen dies. Nachzukochen ist nicht immer einfach, allein der Zutaten wegen. Vor allem aber wegen des hohen Kochniveaus. Hier muss man sich anstrengen. Resilienz ist gefragt.

Um eine Idee von den kulinarischen Genüssen zu bekommen, die Reisende an der Ostsee erwarten, ist dieses Buch ein Sahneschnittchen.

Maximal empfehlenswert.

Helga König

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