Vanessa Schlesier, die Autorin dieses Werkes, arbeitet als Multimedia-Journalistin in Berlin und berichtet regelmäßig über den Nahen Osten. Malte Jäger fotografiert professionell Kulinarisches weltweit und lichtet hierbei Welten ab, die sich ihm ohne Kamera nicht öffnen würden. Seine Bilder spiegeln, so die Verlagsinfo, seine Leidenschaft für Menschen wider und deren Freude am Leben wie auch am Genuss. Das kann ich nach intensivem Studium des vorliegenden Buches bestätigen.
Worum geht es?
Der Leser lernt anhand von 70 Rezepten ausgesuchter Restaurants das kulinarische Jerusalem kennen. Hinzu kommen Geschichten, zu deren Entstehung wie auch Porträts von Köchinnen und Köchen.
In Jerusalem gäbe es, so liest man, kein typisches Aroma, das die Stadt bestimme, jedoch Klassiker, die seit Jahrhunderten gekocht werden.
Eindrucksvolle Fotos erzählen Geschichten über diese Stadt und die Menschen dort, die abgelichtet wurden.
Angetan war ich bereits beim ersten Durchblättern gleich eingangs vom Restaurant #Machneyuda, dessen Besitzer Gerichte kreieren möchten, die glücklich machen und voller Emotion sind. Die vorgestellten Rezepte werden nicht nur, was dieses Restaurant anbelangt, sehr gut erläutert. Man kann sich auf diese Weise in bestimmte Vorlieben der Köche vertiefen, um sich eine Idee von kulinarischen Gesamtkonzept Jerusalems zu verschaffen.
Ganz einfach zuzubereiten ist das Rezept "Aubergine mit Nussbutter und Pistazie". Nur vier Zutaten werden benötigt und dennoch entsteht ein wunderbares Geschmackserlebnis.
Vorgestellt wird u.a. eine "Pasta mit Miesmuscheln in Feuergerösteter Tomatenbutter" aus dem Restaurant #Yudal, dessen Speisen hervorragend sein sollen, vermutlich weil die Zutaten besonders fein aufeinander abgestimmt sind.
Man lernt unterschiedliche Teile von Märkten kennen und in der Folge beispielsweise die Zubereitung für "Siske". Das sind kurdische Fleischtaschen, in denen zahlreiche Gewürze sich miteinander vermählen.
Allerorten erlebt man gesellige Menschen und Speisen, die Genuss pur versprechen. Fleisch- und Fischgerichte, auch Vegetarisches werden gekocht.
Unmöglich, hier alle Restaurants zu benennen, die im Buch zur Sprache kommen oder gar all die guten Rezepte vorzustellen...
Delikat sind die Fischbällchen (Ktzitot Dagim) von Shamoule, in der Koriander eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Spannend auch sind die Gerichte von Shmil Holand und hier eine genau Beschreibung des Schabbatspeise "Cholent". Es handelt sich um ein Einwanderergericht, bei dem im Laufe der Jahrhunderte die Zutaten sich änderten.
Man stößt auf eine Reihe weiterer traditioneller Gerichte und immer wieder auch auf tolle Impressionen der Stadt. Leber in verschiedener Zubereitungsart lässt erahnen, dass man diese in Jerusalem in allen Ethnien gerne verspeist.
...und irgendwann dann schließlich ein Rezept des Restaurants Eucalyptus, das im Künstlerviertel Jerusalems gelegen ist und von dem man sofort annimmt: das ist jetzt aber typisch für alle. Worum es sich handelt? Um ein "Langsam gegartes Lamm" .
Dann liest man Näheres über "Hummus" und darf sich in Rezepte wie "Lammhirn" oder "Falafel Moustache" vertiefen und die Gewürzvielfalt bestaunen.
Levantinische Gewürze sind das A und O, wenn man nach diesem Kochbuch kochen möchte, bevor man in der Nach-Corona-Zeit möglicherweise eine Reise nach Jerusalem anstrebt.
Orte erschließen sich kulinarisch, auch die Geschichte der Orte tut es, weil ihre Aromen wie der Gastro-Experte Izzeldin Bukhari sagt, aus vergangener Zeit immer noch lebendig sind. Das leuchtet ein.