"Tomaten-Sehnsucht" heißt, dann kann dieses nur von einem poetischen, französischen Koch kreiert worden sein.
Den wirklich ausgesprochen charmanten Franzosen Jean –Marie Dumaine lernte ich durch Zufall auf der Leipziger Buchmesse kennen. Dort präsentierte er am Stand des AT Verlages sein Kochbuch "Dumaines Wilde Gemüseküche".
Da ich ein Faible für gute Kochbücher habe, machte ich mich kundig, denn am Stand war großer Andrang. Ein Zeichen dafür, dass ein besonders interessantes Buch angeboten wurde. Es wurde Sekt getrunken und diskutiert. Ich hörte zu und nahm zur Kenntnis, dass Dumaine von seiner Herkunft Normanne ist, aber in Sinzig ein Restaurant betreibt und dort delikate Wildkräutergerichte zubereitet. Das Buch, in welches man am Stand einsehen konnte, interessierte mich schon nach wenigen Seiten. Nun liegt es mir hier vor und ich habe bereits das ein oder andere Gericht daraus zubereitet. Sehr gute Zutatenzusammenstellungen ergeben ein entsprechend erfreuliches Ergebnis.
Nach einem Vorwort von Thomas Vilgis und der Einleitung Jean –Marie-Dumaines, der dazu einlädt seine Welt der "einfachen Rezepte" kennen zu lernen, weiß der Leser, dass die schönen Fotos von dem Fotografen Andreas Thumm sind und die begleitenden Texte von dem Gastrosophen Nikolai Wojtko stammen.
Bevor ich kurz auf einige der 100 Rezepte eingehe, die in die Rubriken: Artischocke, Aubergine, Chicorée, Hülsenfrüchte und Saaten, Kräuter, Kohlgemüse, Kürbis, Früchte, Pilze, Rote Beete, Sellerie und Wurzelgemüse, Spargel, Tomate und Walnuss untergliedert sind, zunächst kurz etwas zu den Texten.
Hier erfährt man Wissenswertes über die Kindheit des Kochs, der in den 1950er Jahren in der Normandie geboren wurde. Interessant für den Leser, zu erfahren, was man damals zu hohen Festen und Hochzeiten in Nordfrankreich auf den Tisch brachte und wie man die pikanten Saucen für Fleischgerichte zubereitete. Man erfährt von den Spezialitäten seines Vaters, von sinnlichen Eindrücken, so etwa den Duft von Heu und Kräutern und all dem, was Dumaine auf dem Bauernhof seiner Eltern in der Normandie erlebte. In diesem Zusammenhang stellt er neben den Rezepten, der oben genannten Kapitel einige Rezepte für Gerichte aus seiner Familie vor, so etwa für eine "Schweineleberterrine nach Art meiner Großmutter", aber auch für ein vorzüglich mundendes "Baguette" und eine köstliche Rezeptinterpretation für ein delikates "Coq au vin", um nur einige der Rezepte zu nennen.
Man erfährt über Kräuter und Geschmackserlebnisse in der Normandie Wissenswertes. So liest man nicht nur von Äpfeln und was bekanntermaßen in der Normandie daraus hergestellt wird, sondern auch von Mispeln beispielsweise, die Dumaine in seiner Manufaktur zu Mispel-Ketchup verarbeitet.
Des Weiteren hat man die Chance, sich eine "kleine Geschichte des Vieux Sinzig" zu Gemüte zu führen und erfährt, wann der Koch und seine Frau in jungen Jahren nach Deutschland kamen und wie aus dem Restaurant "Alt Sinzig" das "Vieux Sinzig" wurde. Auch über die Kräuterliebe und die Manufaktur "Vieux Sinzig" wird man unterrichtet und möchte am Liebsten sofort aufbrechen, um alles vor Ort kennen zu lernen.
Dieser Wunsch verstärkt sich, nachdem man sich intensiv mit den Rezepten befasst hat. Schon beim Lesen und dem Betrachten der Gerichte anhand der Fotos läuft einem das Wasser im Munde zusammen.
Tolle Rezepte, sehr gut erläutert, zumeist- doch nicht immer- für vier Personen gedacht, habe ich mich zunächst mit den Wildkräuterrezepten näher befasst. Der "Wildkräutersalat nach Großmutters Art" ist eine Spezialität des Hauses. Die Zutaten überzeugen. Gefallen auch hat mir das Rezept für "Tannenspitzenpesto". Passt sehr gut zu Hirschsteak.
Wenn man wie ich bemüht ist, saisonale Produkte zu verwenden, kommt ein Kochbuch wie dieses gerade gerufen. "Perlgraupen mit Spargel und Hopfen" werde ich demnächst ausprobieren, auch den "Spargel in Blätterteig mit Limetten-Vinaigrette". Den Blätterteig kann man küchenfertig kaufen. Die Füllung aus weißem und grünem Spargel ist ausgesprochen delikat. Ich folge dem Vorschlag und wähle als Begleiter zu dieser Köstlichkeit Garnelen. Ein österliches Festessen, das mit einem Glas Riesling gewiss vorzüglich munden wird. Zum Dessert gibt es dann "Pappelknospen-Charlotte auf Birnenspiegel".
Zu allen eingangs genannten Produkten werden delikate Rezepte präsentiert. Der Chicoréesalat mit Senfdressing schmeckt sensationell. Das Rezept habe ich bereits ausprobiert unter Verwendung von grobem, französischen Senf. Überzeugend. Vorgestellt wird zum Schluss zudem ein mehrseitiges Pflanzenverzeichnis. Hier erhält man stets Auskunft über typische Merkmale, die Erntezeit und den typischen Geschmack der vorgestellten Kräuter.
Ein gelungenes Kochbuch, das ich gerne weiter empfehle.
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