Gleich vorab: Dieses wunderbare Buch habe ich auf der Frankfurter Buchmesse entdeckt und beim ersten Durchblättern bereits viele Rezepte gefunden, wonach meine böhmischen, väterlichen Vorfahren gekocht haben. Grund genug, mich mit diesem reich bebilderten Werk näher zu befassen.
Untergliedert ist es in die Abschnitte:
Was unsere Vorfahren zu essen pflegten
Kulinarisch-Historische Spaziergänge durch Prag
Prager Kaffeehauskultur
Böhmische Bierkultur
Kleine, feine schnelle böhmische Küche
Feste zu Ehren der Böhmischen Küche
Das Buch ist ein Mix aus Geschichten, Anekdoten und Impressionen, ausgewählte Präsentation der dortigen Gastronomie, Fotos, Illustrationen und wunderbaren, sehr gut beschriebenen Rezepten.
Hana Rigo, die Autorin, ist in Südböhmen aufgewachsen und 1968 nach Österreich emigriert. Ihre Liebe zur böhmischen Küche und ihre Verbundenheit mit Tschechien haben sie veranlasst, alle Gerichte ihrer Mutter in einem Buch zu versammeln.
Man lernt eingangs Magdaléna Dobromila Rettigová kennen. Sie hat im 19. Jahrhundert bereits mehr als 1000 Kochrezepte aufgeschrieben. Solche traditionellen Rezepte werden im ersten Abschnitt präsentiert und hier auch drei wunderbare Kaninchengerichte, mit ganz unterschiedlicher Würzung. Verschiedene Kartoffelrezepte, darunter "Altprager Kartoffeln" machen neugierig. Sie erinnern ein wenig an Kartoffelgratin. Die Kartoffelsuppe altböhmischen Zuschnitts enthält Pilze, Knoblauch, auch Kümmel und Majoran und andere wohlschmeckenden Zutaten. Köstlich!
Der Teig, aus dem "Mohnnudeln" hergestellt werden, enthält Kartoffeln und diesen Teig verwendet man auch für die berühmten "Powideltatschkerln", mein Lieblingsgericht in meiner Kindheit.
Im 2. Abschnitt liest man von Karl IV. Er war König von Böhmen. Nach ihm ist ein es der ältesten Wirtshäuser in der Stadt benannt, es heißt "Zum Brabantenkönig". Dort kann man die altböhmische Küche kennenlernen. Übrigens hat Karl IV. in keinen Krieg investiert.
Suppen aus Prag? Ja, eine sehr wohlschmeckende "Knoblauchsuppe". Diese Gesundheitssuppe hat mein Urgroßvater auch schon gekocht, darüber hinaus viele andere tolle Suppenrezepte, nicht zuletzt eine "Linsensuppe", in der etwas Sauerkraut und Sahne nicht fehlen dürfen.
Man lernt im Rahmen des kulinarischen Spaziergangs durch die Stadt an der Moldau diverse historische Persönlichkeiten kennen, die dort zu tun hatten, so u.a. auch Mozart. Hier liest man dann, was er nach der Premiere seiner Oper "Don Giovanni" am 29.10.1789 gespeist hat. Im ersten Gang waren es Meeresfrüchte aller Art, anschließend "Gefülltes Perlhuhn" und dazu Unmengen italienischer Weine. Das Rezept für das Perlhuhn kann man im Buch nachlesen und zur Tat schreiten.
Dass der Staatspräsident Václav Havel gerne kochte, bleibt auch nicht unerwähnt und so freut man sich, dass auch ein Rezept seines Lungenbratens (Rinderfiletbratens) nachlesbar ist.
Was noch? Ach ja, "Liwanzen mit Heidelbeerröster", ein weiterer Traum meiner Kindheit, wurde auch nicht vergessen, um sich dann genussvoll mit der "Prager Kaffeehauskultur" zu befassen. Im "Café Louvre" und im "Café Arco" versammelte sich der Philosophie-, Diskussions- und Literaturkreis. Diese Kreise fungierten ähnlich wie heute die sozialen Medien. Mitglieder waren u.a. Franz Kafka, Max Brod, Rainer Maria Rilke, Franz Werfel. Kurt Tucholsky und Else Lasker Schüler.
Man lernt das "Café Louvre" und das "Café Slavia ein wenig kennen", aber auch das "Gogo" und kann am heimischen Herd schon mal ein "Kränzchen" backen, es mit einer Vanillencreme füllen, um zu erahnen, wie das Original in Prag schmecken könnte.
Auch Albert Einstein war 16 Monate lang in Prag. Ob er dort Buchteln verspeist hat, bleibt ungewiss, aber "Powidl" ganz bestimmt, denn dieser ist unwiderstehlich.
Über die "Böhmische Bierkultur" wird man informiert, lernt natürlich auch die legendäre Gasthausbrauerei "U Fleku" kennen und kann zuhause schon mal ein typisches Essen der Brauerei zubereiten: " Schweinsbraten mit Knödel und Kraut".
Festtagsessen wie etwa "Rehkeule in Rahmsoße" bleibt auch nicht ausgespart und man kann zudem Texte des berühmten böhmischen Schriftstellers Jan Neruda nachlesen.
Es ist unmöglich, alle genannten Lokale hier zu benennen oder gar auf alle Rezepte einzugehen. Neugierig macht die "Kneipe Satlava" und dort deren "Rahmsuppe aus dem Böhmerwald".
Tolle Karpfengerichte, die man im "Restaurant Jakub" speisen kann, werden rezeptmäßig dargeboten, bevor man Kurorte mit Weltruf kennenlernt. Karlsbad zuallererst und hier lernt man einen Likör mit dem Namen "Becherovka" kennen aber auch "Karlsbader Oblaten" und ein Tortenrezept dazu.
Marienbad ist auch thematisiert und hier einige Caféhausspezialitäten wie etwa eine "Eiklartorte".
Was noch? Kleine, feine Rezepte aus der schnellen böhmischen Küche... Hier möchte ich den "Olmützer Quargel-Aufstrich" und die "Knoblauchbrote" erwähnen. Dies und vieles mehr und zum Schluss noch zahlreiche gute Adressen machen das Buch zu einem Muss für Freunde der Böhmischen Küche aber auch für jeden Pragreisenden.
Maximal empfehlenswert.
Helga König
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