Zitat: "Unser Leben heißt Liebe, und nicht mehr lieben heißt nicht mehr leben." George Sand (1804 - 1876)
Zitat: "Ich habe viele Arten der Liebe kennengelernt: die Künstlerliebe, die Liebe als Frau, als Schwester, als Mutter, die Liebe zu Gott, die Dichterliebe und was weiß ich nicht alles. Manch eine Liebe ist noch am gleichen Tag, an dem sie das Licht der Welt erblickt hatte, gestorben, ohne sich demjenigen zu offenbaren, der sie erweckt hatte. Manch eine hat mein Leben zur Qual gemacht und mich in eine Verzweiflung gestürzt, die dem Wahnsinn nahe war. Einer anderen zuliebe führte ich jahrelang in der Abgeschiedenheit ein völlig dem Metaphysischen zugewandtes Leben. Mit alledem habe ich es wirklich ernst gemeint." (George Sand)
Genießen mit George Sand ist ein sehr schöner Bildband mit 80 Rezepten für Gerichte, die diese berühmte, französische Salonnière ihren Gästen einst servieren ließ. Die Rezepte wurden für das vorliegende Buch allerdings etwas modernisiert.
Auf den Weg gebracht haben dieses Kleinod die Radio-Moderatorin Muriel Lacroix, die 2011 die letzte Erbin von George Sand kennenlernte, der Koch Pascal Pringarbe und der Food-Fotograf Philippe Asset. Das Geleitwort hat Christiane Sand geschrieben, die darauf hinweist, dass es sich bei dem vorliegenden Werk um eine vollständig überarbeitete Ausgabe ihres vor 25 Jahren bereits erschienenen, aber mittlerweile vergriffenen Buches handelt.
Die berühmte Salonnière George Sand empfing auf Schloss Nohant und dort am Familientisch viele berühmte Musiker, Maler und Schriftsteller. Sie galt als wacher, schöpferischer Geist. Schriftsteller besuchten sie, um sich ihre Meinung einzuholen, wenn sie gerade neue Romane oder andere Schriften verfasst hatten. Sand war aber auch die Urheberin heutiger Essenseinladungen. Die Gerichte, die sie ihren Gästen präsentierte, waren eine Mischung aus Innovation und Tradition. Diese Gerichte lernt man im Rahmen des bemerkenswerten Buches kennen, das neben den sehr gut erklärten Rezepten, immer wieder auch Textpassagen und Bilder enthält, nicht nur von den Gerichten, sondern auch von Schloss Nohant und nicht zu vergessen von George Sand.
In den Textpassagen erfährt man Wissenswertes über das Leben dieser französischen Intellektuellen, liest auch, dass sie ihren Hausangestellten gute Arbeitsbedingungen bot, damit die Gäste stets perfekt bewirtet werden konnten. Es ist natürlich interessant zu erfahren, wen sie alles auf Nohant empfing, nicht zuletzt den Musiker Frédéric Chopin, der sich zwischen 1839 und 1846 sehr häufig dort aufhielt und hier den größten Teil seine Werke schuf.
Auch Honoré de Balzac und der Maler Eugène Delacroix verbrachte längere Zeit auf diesem Schloss, ferner Gautier und Flaubert, um nur einige der Persönlichkeiten zu nennen, die zu den Gästen zählten. Über deren Aufenthalt gewinnt man einen guten Eindruck und liest auch von dem umfangreichen Briefwechsel des Liebespaares George Sand und Frédéric Chopin. Man lernt die große Intellektuelle mit den vielen auch häuslichen Neigungen sogar als Großmutter kennen und freut sich, eine Frau mit bewundernswerter Altersweisheit entgegengebracht zu bekommen, die mit heiterer Gelassenheit dem Tode entgegenging, nicht zuletzt, weil sie ein wirklich interessantes, selbstbestimmtes Leben geführt hat.
Für kulinarisch Interessierte ist es natürlich überaus spannend, zu erfahren, welche Speisen sie und ihre Gäste einst genossen haben. Die 80 Rezepte sind sehr gut erklärt und die Zutaten problemlos zu beschaffen. Die Zubereitungszeit wird immer genannt und auch erwähnt, für wie viele Personen das jeweilige Rezept gedacht ist.
Die "Königinpasteten" wird nicht mit Kalbfleisch gefüllt, sondern mit Hahnenkämmen und Champignons. Die "Bouillabaisse" wird so zubereitet wie noch heute in Südfrankreich. Der "Hase à la royale" wird mit 10 Gramm schwarzem Trüffel aromatisiert und das "Omelette mit Flusskrebsen" wird mit Bio-Eiern hergestellt.
Ich möchte jetzt nicht alle 80 Gerichte hier auflisten, sondern stattdessen nur versichern, dass sehr gute, nachkochbare Rezepte darauf warten, Liebhaber im Hier und Jetzt zu finden. Sehr gut ist das Rezept "Mit Sauce Mousseline überbackene Austern", auch die "Seezunge auf normannische Art" (mit Muscheln zubereitet) lohnt es auszuprobieren, um in Erfahrung zu bringen, was man auf Nohant goutierte.
Was nun brasilianisch an den "Rinderfilets in Madeirasauce oder auf 'brasilianische Art'" sein soll, ist mir noch unklar, jedenfalls ist das Rezept harmonisch konzipiert. Dazu ein Glas Rotwein und man wähnt sich auf Nohant, mit wem auch immer parlierend. Das gilt auch für die "Sieben-Stunden-Lammkeule", die mit Madeira und Cognac zubereitet wird. Die Desserts werden gewiss auch schon zu Zeiten der großen Gastgeberin für Begeisterung gesorgt haben, denn sie bestechen durch Raffinesse.
Ein gelungenes Buch, das ich gerne weiterempfehle, weil George Sand sich nicht nur in ihren schriftlichen Zeugnissen offenbart, sondern auch in der Art wie und womit sie ihre Gäste bewirtete.
Überall im Handel erhältlich.