Herausgeberin dieses ersten zypriotischen Kochbuches in deutscher Sprache ist Marianne Salentin-Träger. Die schönen Fotos des reich bilderten Werkes haben Anja Jahn und Markus Bassler realisiert; Rezepte und Weinempfehlungen kommen von Franz Keller, Marilena Joannides und Astrid Zieglmeier, die Texte stammen aus der Feder von Rita Henss und die Gestaltung sowie das Konzept von Oliver Hick -Schulz
Wie man der Einleitung entnimmt, legen die Zyprioten großen Wert auf Essen und Trinken. Dabei trägt die Speiseform "Mezé" auch dem sozialen Gedanken Rechnung, weil das Mahl im Kreise vieler stattfindet.
Zunächst lernt man auf der kulinarischen Reise die Region Nikosia kennen und hier zuerst einen Stühlemacher, vielleicht einen der letzten dieses Handwerks. Stühle sind ein wichtiges Möbelstück nicht nur im "Kafenion", einer Männerdomäne, wo die Zyprioten ihren Mokka genießen und Backgammon spielen. Darüber liest man Näheres und kann sich anhand von Bildern einen guten Eindruck verschaffen, was die dortige Atmosphäre anbelangt.
Zur Sprache gebracht werden auch die Oliven aus der Region. Schon in der Bronzezeit gab es diese auf Zypern. Heute wachsen auf der Insel mehr als 1 Million Bäume. Zypern produziert jährlich etwa 2500 Tonnen Olivenöl. Nach einem alten Brauch darf auf dieser Insel das Olivenöl nach Einbruch der Dunkelheit das Haus nicht mehr verlassen.
Man lernt verschiedene Rezepte aus der Region näher kennen, die alle sehr gut erläutert werden und kann sich denken, dass Olivenöl in den Speisen eine tragende Rolle spielt. Der bekannte Koch aus dem Rheingau Franz Keller wartet im Rahmen der landestypischen Rezepte u.a. mit seiner Kreation "Geschmorte Rinderschulter" auf, deren Ingredienzien verdeutlichen, dass hier der Inselgöttin Aphrodite gehuldigt werden soll. Göttliches für die Göttin.
Als Dessert wird u.a. Zitrusfrüchtesalat- inspiriert von einem Rezept aus der Stadt Morfu- gereicht, aus der Stadt also, die einst gemeinsam mit Famagusta das größte Orangenanbaugebiet Zyperns verkörperte. Das Rezept verspricht Erfrischung, ganz anders als bei dem Grießpudding, einer recht gehaltvollen Leckerei mit Sirupfrüchten.
Nach den ersten Eindrücken aus der Region Nikosia, erfährt man Wissenswertes über das Troodeo-Gebirge, dem höchsten Gebirgszug der Insel. Hier findet man einsam verstreut alte Klöster, Scheunenkirchen, Wassermühlen, auch Dörfer, deren Häuser mit Flussschlamm-Ziegeln bedeckt sind und das in einer Traumlandschaft, die alles hervorbringt, was sie als Sommerfrische attraktiv macht.
Im Grund müsste man jedes der eindrucksvollen Fotos beschreiben, bei den charaktervollen Gesichtern der Menschen beginnend, über die Landschaftsimpressionen hin zu den Speisen. Stattdessen möchte man aber lieber schweigen und sich dem Staunen überlassen.
Wissenswertes erfährt man auch über den Pflanzenreichtum der Insel und staunt, was alles es dort gibt. Das Reiseteam entdeckte am Kap Greco sogar Meerfenchel und Salz-Alant.
Über die Freude am Feiern der Zyprioten, besonders zur Erntezeit wird man nicht im Ungewissen gelassen und man freut sich als Leser mit diesen netten Menschen, deren Ausstrahlung Seelenreichtum erkennen lässt.
In den Dörfern duftet es im Frühsommer nach Damazener-Rosen, aus denen Rosenwasser, Rosenöl u.a. hergestellt wird.
Es führt zu weit hier über all das in Kurzform zu berichten, was man im Buch sehen und lesen kann. Die Rezepte machen neugierig, vielleicht auch weil sie zum Teil befremden : "Schweinefleisch mit Rote Bete". Ob das unserem Gaumen gefällt? Man muss es ausprobieren und sich klar machen, warum die Inselgöttin Aphrodite bereits reichlich Rote Bete aß.
Alle Speisen sind interessant zubereitet und doch erwecken sie den Eindruck, dass man auf diese Weise schon in der Antike dort speiste.
Gezeigt wird u.a. wie man in der Region Pafos am Holzfeuer Brot bäckt und man lernt auch den "Zivania" kennen, der heute nur noch von einigen Alten gebrannt wird. Es ist wichtig, sich in die Bilder und Texte zu vertiefen, um den Geist der Insel zu erfassen. Der Geist heißt Liebe und daraus resultierend Freude, die Grundvoraussetzungen für Gastfreundschaft.
Interessant, was die Weinexpertin Astrid Zieglmeier zum Weinanbau auf Zypern schreibt. Der qualifizierte Weinanbau findet auf einer Rebfläche von circa 20000 Hektar statt. Man lernt einige Winzer kennen und spürt den Wein auf der Zunge: "Saftige frische Säure, ein betörender Veilchenduft, mundfüllende Blaubeeraromen und eine hinreißend jugendliche Spannung“ beispielsweise machen neugierig auf einen hier beschriebenen Wein, aber auch der reinsortige Rosé von der Insel, den man an Sommerabenden gewiss auch bei uns gerne trinken würde, verlockt.
Die Berichte, die Bilder und die Speisen vermitteln die Geschichte und Philosophie der Insel bestens und wenn Franz Keller mit einer "Poulardenkeule mit Roter Bete" aufwartet, er anschließend vielleicht sogar ein "Rosen-Dessert" oder gar einen "Liebessalat" zubereitet, dann muss man vermuten, dass er Aphrodite zu Tisch gebeten hat und freut sich mit ihm auf den Dialog mit ihr.
Ein wunderbares Buch. Empfehlenswert.
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