Diesen Prachtband aus dem Gerstenberg-Verlag habe ich mit viel Aufmerksamkeit und großer Freude gelesen. Autorin ist die polnische Medizinerin Beata Zatorska, die in Australien als Hausärztin tätig ist. Ihr Ehemann Simon Target, ein australischer Filmemacher und Fotograf hat die schönen Bilder der Orte und Gerichte des Landes realisiert.
Mit "Kandierte Orangen- Eine kulinarische Reisedurch Polen" legt Zatorska ihr zweites Buch vor. Es handelt sich um eine Mischung aus Rezepten, Reminiszenzen und Reisetagebuch, das sehr liebevoll gestaltet ist.
Teilweise wird man mit Handschriftlichem überrascht, verfasst in einer Schrift, die man von den Großeltern noch in Erinnerung hat. Eine Schönschrift dieser Art kennt man heute kaum noch.
Man liest von der Kindheit der Autorin in Polen, von ihrer Großmutter, die einst Lehrerin war und nach dem Krieg als Köchin arbeitete. Diese kandierte im Winter Orangenschalen. Der Titel des Buches ist demnach eine Ode an ihre Großmutter.
Zatorskas Erzählungen erinnern an einen Traum, scheinen unwirklich durch die Schrift und die Bilder. Die Rezepte tun das Übrige. "Bratäpfel mit Rosenmarmelade". Wunderbar. "Kandierte Orangenschalen", auch der "Kuchen mit kandierten Orangenschalen" machen neugierig. Wie schön, wenn familiäres Wissen tradiert wird. Nur selten geschieht in unserer Welt dies heute noch. Alles ist dem Vergessen anheim gegeben, wenn man es nicht schriftlich oder mündlich weitergibt.
Man liest von Schloss Láncut, das die Autorin nach 40 Jahren erneut besucht hat, erhält ein grandioses Käsekuchenrezept, das Zatorskas polnische Großmutter schon gebacken hat, wähnt sich plötzlich in Krakau bzw. träumt sich lesend dorthin, wo einst die polnischen Könige residierten. Die "Rote-Beete-Suppe" und der "Karpfen in Aspik" hätten ihnen gewiss auch gemundet.
Man kann die Schönheit des Buches kaum beschreiben. Die eindrucksvollen Bilder, die edlen, alten Teller, Tassen etc mit den hübschen Ornamenten, die Impressionen polnischer Orte, die Gedichte, einfach alles.
Ich vertiefe mich in das Rezept einer "Apfel-Charlotte" und nehme mir vor es zuzubereiten, lese in Schönschrift verfasst immer wieder aus der Kindheit Beatas "Meine Großmutter machte im Winter Eis, wenn die Temperaturen unter minus 20 Grad ….“
Dieses Buch macht stets auf Neue Freude, es in die Hand zu nehmen. Sei es, um daraus "Kohlwickel mit Pilzen und Reis" zuzubereiten oder einfach in den Geschichten zu stöbern und die zauberhaften Bilder zu bewundern.
Jetzt ist die Zeit für "Polnischen Honiglikör". Das Rezept klingt vielversprechend.
Ein Buch, das alle mögen werden, die die Molltöne der polnischen Seele schätzen und auch deren Sinn für Poesie bei aller Erdverbundenheit, die den Polen keineswegs fremd ist und die einen wesentlichen Bestandteil der polnischen Küche ausmacht.
Sehr empfehlenswert.
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Gerstenberg-Verlag und können das Buch bestellen,:https://www.gerstenberg-verlag.de/index.php?id=detailansicht&url_ISBN=9783836921008. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.
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