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Rezension: Wild Küche-Mikael Einarsson, Hubbe Lemon- gestalten


Dieses beeindruckende Kochbuch mit tollen Fotos hat der Koch Mikael Einarsson gemeinsam mit dem Jäger Hubbe Lemon verfasst. Die beiden Schweden sind gut befreundet und berichten zuallererst über ihr Leben. Beide hervorragend ausgebildet und erfolgreich in ihren Berufen, gehen gemeinsam auf die Jagd und vermitteln ihren Lesern erst einmal bemerkenswertes Wissen über Jagdwaffen, die alles andere als kostengünstig zu erwerben sind. 

Anschließend lernt man Begriffe aus der Jägersprache kennen Dabei verbirgt sich beispielsweise hinter dem Begriff "aufbrechen" folgendes blutige Tun des Jägers: "das Herausnehmen von Eingeweiden und inneren Organen aus dem Wildkörper." Des Weiteren wird man über verschiedene Formen der Jagd sehr gut informiert. Thematisiert werden die Treibjagd, die Pirschjagd, die Ansitzjagd, die Brackierjagd, das Buschieren, die Jagd mit Ströberhunden, die Jagd mit Apportierhunden, die Jagd mit lautgebenden Vorstehbunden, die Baujagd und die Jagd mit Frettchen. Zu lesen, was dies alles im Einzelnen bedeutet, ist höchst spannend. Wer beispielsweise Wasservögel jagen möchte, benötigt einen Apportierhund, d.h. ein Tier, das herausschwimmt und die Beute holt.

Man liest weiter, was "anschießen" bedeutet und was nach dem Schuss geschieht. Gezeigt wird, wie das Tier "aufgebrochen" und "zerwirkt" wird. Verharmlosende Begriffe! Das Tun: Nichts für zarte Gemüter! Diese sollten sich eher um das Zubereiten des Wilds kümmern. 

In der Folge wird ausführlich und sehr gut über die Jagd von Elchen, Schwarzwild, Rehwild, Damhirschen, Hasen und Federwild berichtet. Den Anfang nimmt dabei die Jagd von Elchen. Neben den Jagdbeschreibungen, hat man Gelegenheit immer wieder tolle Fotos zu bewundern, die einem die Jagdromantik näher bringen, die es neben der blutigen Seite der Jagd natürlich auch gibt. 

Man  erfährt  u.a. Näheres über die Biologie & Ökologie der Elche, über Jagdzeit, die Jagdformen, über die eingesetzten Hunde, die Waffen auch über den Abschuss und in analoger Weise wird bei dem anderen oben bereits erwähnten Wild auch vorgegangen. 

Dann lernt man Wildgerichte zubereiten. Zunächst vom Elch. Bei allen Rezepten wird stets die Vorbereitungs- und Zubereitungszeit genannt. Auch lernt man aromareichen Gerichte kennen. Sie werden schrittweise, gut nachvollziehbar erklärt. Die Rezeptergebnisse werden visualisiert. So lernt man u.a. einen "Elchgulasch" zuzubereiten, auch ein "Elchsteak in Portermarinade" oder auch "Elchrouladen in Sahnesauce". Hübsche Anekdoten und stets aufs Neue beeindruckende  Bilder lockern all die höchst informellen Texte auf. 

Wenn man sich durch alle Seiten bewegt hat und immer mehr über die Tiere, die ja erlegt werden sollen, aber auch die Jagd erfährt, ist man zwar theoretisch in der Lage beispielweise ein Reh zu erlegen, doch praktisch wird es bei vielen anders aussehen. Wer mag schon ein Reh "aufbrechen"?  Wer kann Blut sehen, wer gelassen in das Innere eines  "aufgebrochenes " Tieres schauen und es dann ausweiden?

Die Rezepte versöhnen.

Wird dem Leser zu viel zugemutet, wenn er am Ende genau weiß, dass der köstliche "Rehbraten mit schwedischen Fächerkartoffeln" bedingt, dass ein Reh erst einmal erschossen werden muss und das zu ganz bestimmten Zeiten und man durch die Lektüre auch ganz genau weiß, was bei der Jagd  Blutiges geschieht?

 Ich finde, dass einem nicht zu viel zugemutet wird. Man muss sich mit der Realität des Lebens immer auseinandersetzen. Es ist gut zu wissen, was alles im Vorfeld unternommen werden muss, um einen "Hasen in Blutsauce" zuzubereiten oder ein "Im ganzen geröstetes Schneehuhn". Bei allem aber ahnt man das Archaische, das dem Jagen zu Grunde liegt. Eher etwas für wenig zart besaitete Männer, vermute ich. Für die Jäger gibt es dann "Fein gewürfeltes Tartar von der Rehkeule". Sie haben es sich verdient.

Ein tolles Buch mit sehr guten Wild- Rezepten.

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